Filmkritik: World War Z – Ziemlich zappelige Zombies

6 von 10 Killerviren

world war z

Mit World War Z hat dann nun auch Brad Pitt das in den letzten Jahren erstarkte Genre der Zombiefilme abgehakt, aber ist der apokalyptische Film auch ein würdiger Neuzugang?

Ich habe niemals Romane oder Comics von World War Z gelesen, kann also auch keine Vergleiche anstellen. Und auch ansonsten bin ich vollkommen ungespoilert und ohne Erwartungen in den Film gegangen. Nach 28 days later, Dawn of the Dead und verschiedenen Einträgen in der Komödiensparte, wie Zombieland, war ich bestenfalls gespannt, ob World War Z eine eigene kleine Nische im Zombiefilm Genre einnehmen kann.

Die Antwort ist schlicht und ergreifend: Ja, der Film wagt einen anderen Ansatz, der den Survival Horror eher unblutig in der Totalen sieht. Doch ist das Ergebnis überhaupt noch ein Zombiefilm? Was macht überhaupt einen guten Zombiefilm aus?

Ab hier Spoiler:

Leider benutz er die Feueraxt nur, um eine Tür zu verkeilen...

Leider benutz er die Feueraxt nur, um eine Tür zu verkeilen…

Aber erst mal kurz zur ultra dünnen Story: Der UN-Gesandte Gerry Lane (Brad Pitt) reist um die Welt, um einen Weg zu finden, die kürzlich ausgebrochene Zombie-Pandemie effektiv zu bekämpfen. Und das ist es. Punkt. Ich möchte ja hier nicht rumheulen und behaupten ich bräuchte für Zombie Survival Horror eine ausgefeilte und vielschichtige Story, doch neben den vielen Kamera-Totalen mit umherwogenden Zombiemobs, hätte der eine oder andere Storyschnipsel ganz gut getan.

Ich wurde beim Schauen das Gefühl nicht los, dass Brad Pitt vollkommen unterfordert und damit austauschbar war. Wenn ich mir Filme wie Interview mit einem Vampir oder Troja in Erinnerung rufe, scheint es mir ein wenig wie Verschwendung Herrn Pitt für sorgenvolle Blicke und zwei oder drei Umarmungen mit seiner Familie zu engagieren. Jeder daher gelaufene Bmovie-Darsteller hätte den zotteligen und dreitagebärtigen Familienvater spielen können.

Aber der Hauptgrund, warum World War Z für mich nur guter Durchschnitt ist, findet sich in der Darstellung der Zombies und ihrem Verhalten. In einem Zombiefilm erwarte ich einfach eine gewisse Menge an Gore Szenen, die mich in einen vergnüglichen Zustand von voyeuristischen Ekel versetzen. Doch Regisseur Marc Forster tischt uns hier Zombies auf, die niemanden fressen (schon gar keine Hirne), sondern lediglich die ganze Menschheit infizieren wollen. Und genau darin liegt auch am Ende des Films die dubiose Lösung des Zombieproblems und die fragwürdige Möglichkeit sich gegenüber den Zombies „unsichtbar“ zu machen.

Es gibt einige spektakuläre Szenen im Film, die einen Gang zu Mediathek, aber keinen Kinobesuch rechtfertigen. Eine Granate in einem Flugzeug zu zünden, um die Zombies darin raus saugen zu lassen ist schon irgendwie James Bond. Aber trotzdem fehlten mir bei all den riesigen Zombiehorden die genüsslichen Close-Ups, bei denen Köpfe weggeballert und Gliedmaßen abgetrennt werden. Für meine Begriffe viel zu spät, im Finale des Films, greifen Gerry und 2 Begleiter zu den klassischen Nahkampfwaffen gegen die Untoten. Doch selbst Feueraxt, Brecheisen und Baseballschläger prallen nur außerhalb des Kamerasichtfeldes auf spastisch zuckende Zombiekörper und der für das Genre eigentlich unverzichtbare „Fun-Ekel“ fehlt. Und trotz der vielen Mega Zombiemobs, die an Wänden empor wogen wie das Meer am Gestade, ist das 3D wie (fast) immer überflüssig.

Was bleibt ist ein sehr unblutiger Zombiefilm, der eher ins Genre der apokalyptischen Filme wie day after tomorrow (und ähnliche) einzuordnen wäre. Zu wenig bleibt vom Film in Erinnerung, als dass ich behaupten könnte noch mal ganz neu von einem Zombie-Fieber befallen zu sein.

Über Thilo (1210 Artikel)
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